Es schüttet wie aus Kannen. Die Berge sind hinter den dichten Wolken nicht zur erkennen. Kalt ist es geworden. Der Sommer hat jäh ein Ende gefunden. Drei fantastische Wochen hatte ich, voller Sonne, blauem Himmel und Badetemperaturen. Und just um Ende meiner Tour vermiest das Wetter mir die letzten Meter.
Ich plane die Strecke. Aufgrund der Nebelsuppe der Berge, kann ich den Hügel rausstreichen und ggf. Zeit gut machen. Vielleicht schaffe ich es heute den Bodensee zu erreichen und mir somit einen Regentag zu ersparen?
In Alberschwende starte ich schließlich durch den Ort den Berg hinauf. Der Weg führt mich schlecht markiert durch nasse Wiesen. Es ist dampfig. Immer wieder ziehe ich Jacken aus und an. Auf den rutschigen Böden steige ich im Wald den Hang hinauf.
Irgendwo hier scheint es zum Bodensee zu gehen. Ich verlasse den Wald auf einer Hochebene und passiere ein paar Weiler. In weiter Ferne sehe ich den Bodensee, Deutschland, Österreich und die Schweiz und ein Meer aus Häusern. Dort muss ich hin, obwohl es mir nach so langer Zeit in Ruhe und Einsamkeit widerstrebt. Ein Freund, der in den Urlaub fährt, begleitet mich heute telefonisch ein paar Meter. Wir ratschen, lachen, diskutieren und merken überhaupt nicht wie die Zeit vergeht. In der Zwischenzeit habe ich Wolfurt, das eigentliche Tagesziel, längst durchquert. Auf einem Fußgängerweg wandere ich entlang der Bregenzerach - immer auf Asphalt. Vielleicht, denke ich, ist es doch schöner den Maximiliansweg in die andere Richtung zu laufen, denn hier wird der Blick mit jedem Schritt schlechter, während die Etappe zum Königsee ein fulminantes Ende bietet.
Ich überquere den Fluss über eine Graffitibrücke, laufe durch einen langen, dunklen Fußgängertunnel, vorbei an heruntergekommenen 6-8-stöckigen Plattenbauhäusern, Tankstellen und Supermärkten. Und irgendwann, als ich immer noch „so grob Richtung Wasser“ laufe stehe ich am Konzerthaus der Bregenzer Festspiele. Ich setze mich ans Ufer, beobachte die düsteren Wolken und die wenigen Schiffe, die bei diesem Wetter unterwegs sind. Und ich beschließe, dass dieser Ort, dass Bregenz das Ende meiner Wanderung sein wird. Ich bin am Bodensee angekommen, ich sitze hier am Wasser. Das reicht mir.
Noch zwei Stunden bei schlechtem Wetter neben der Straße nach Lindau zu laufen, muss ich nicht haben. Am Ufercafé gönne ich mir ein Glas Weißwein und ein Stück Sachertorte als Belohnung.
Mein Mann holt mich ab und frisch geduscht, im Sonthofener „Zielsommerkleid“ (trotz des kalten greisligen Wetters) fahren wir zum Abendessen nach Lindau und lassen den Abend ausklingen…