Die Wolken sind verzogen. Gut gelaunt starte ich auf der Hauptstraße in Schwangau Richtung Pfronten. Im Vorbeigehen lobe ich den gut gepflegten Rosengarten eines gießenden älteren Herren, der sich sichtlich freut. Ich passiere die Therme und überquere schließlich den Lech. Trödelnd genieße ich den Tag. Mit einigen Passanten schlendere ich durch die Wiesen am Lech entlang. Kleine Badeseen laden zum relaxen ein.
Am Alatsee mache ich eine kurze Pause und esse einen leckeren Streußelkuchen. Kurz überlege ich ob ich baden gehen soll, doch ein Blick auf die Uhr verrät, dass ich doch ein wenig zu viel trödle. Hastig stehe ich auf und wandere vorbei an Jugendlichen, die es sich mit Campingstühlen, Bier und Musik am See gemütlich gemacht haben. Ein Fahrweg bergauf trennt Spaziergänger und Wanderer. Ich folge ihm Höhenmeter für Höhenmeter. Es ist eine sengende Sommerhitze. Als ich mal wieder auf meinem Rucksack sitzend ein Trinkpäuschen mache, kommt die obligatorische Sorge eines Mitwandernden. Nein, nein, alles in Ordnung. Ich steige weiter auf und plötzlich öffnet sich der Blick in eine kleine Hochebene. „Achtung Staatsgrenze“ steht dort. Ich weiß, dass die österreichischen Tage noch lange nicht erreicht sind und biege rechts ab.
Der Weg geht über in einen verwurzelten Waldpfad. Kein Mensch scheint hier unterwegs zu sein. Schnellen Schrittes steige ich über Wurzeln und rutschige Erde. Die Luft ist angenehm kühl und feucht im Wald. Irgendwann erreiche ich den Vierseenblick: Forggensee, Weißensee, Hopfensee und Bannwaldsee liegen vor mir. Es erstreckt sich plattes Land am Fuße des Berges, das eingetaucht in die helle Sommersonne wie ein Badewunderland aussieht. Vielleicht lohnt es sich hier mal einen Campingurlaub zu verbringen?
Der schmale Pfad ist nun mit einem Geländer ausgestattet. Ich konzentriere mich auf meine Schritte und das mächtige Wurzelwerk. Nach einiger Zeit verlasse ich den Wald auf einen Feldweg zwischen großen Wiesen.
Mir fällt auf wie leicht und schnell ich heute (nach meiner anfänglichen Trödelei) unterwegs bin. Ich spüre meinen Rucksack kaum noch, laufe zügig, als sei ich in der Stadt beim Weihnachtseinkauf unterwegs. Meine Beide meckern nicht, sind nun die tägliche Latscherei gewöhnt.
Ich grüße den vorbeifahrenden Bauern und lasse mir weiter die Sonne ins Gesicht scheinen. Über Wiesen und kleinere Wohngebiete errechne ich Pfronten. Ich brauche noch einige Zeit bis ich den Ort durchschritten habe und meine Pension erreiche.
Ich tippe den Code aus meiner Email in einen kleinen Automaten neben der Tür und ein Schlüssel fällt hinaus. Völlig frei von menschlichen Interaktionen beziehe ich mein Zimmer. Es wirkt ein wenig wie im Kloster: eingebautes Einzelbett Buche Vollholz, dazu ein passendes Tischchen, Stuhl und Schrank. Nach einer herrlichen Dusche gehe ich wieder zurück ins Dorf, esse im „Dorfgschwätz“ und lasse bei einem Rotwein den Abend ausklingen.