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Garmisch-Gardasee

Tag 5: Dortmunder Hütte - Schweinfurther Hütte

2x 1/4 Zweigelt haben ihre Spuren hinterlassen. Müde trinke ich eine Tasse Kaffee nach der anderen.

Wir verlassen Kühtai gegen 9:00Uhr morgens. Der Ort ist so hässlich, dass es kaum auszuhalten ist. Überall wir gebaut, stehen Container, Dixieklos und leerstehende Hotels. Wir steigen auf einem steinernen Pfad zur Staumauer des Finstertaler Speichersees hinauf. Kurz schnellt ein Gedanke durch das Hirn, dass ich nicht der Bauingenieur sein möchte, der die Tragfähigkeit der Mauer berechnet hat. Nach einem eher langweiligen Aufstieg erreichen wir den See. Kalt ist es geworden und dicke Wolken und Nebelschwaden ziehen umher. Wir passieren den See und finden immer wieder Messmarkierungen vor, über die wir am Abend noch etwas lernen werden. Am Ende des Sees startet eine unangenehme Passage in die Finstertaler Scharte. An manchen Stellen geht es gefühlt senkrecht nach oben, die Stöcke in der einen Hand, die andere am Felsen. Und immer, wenn ich denke, dort oben sei das Ende, eröffnet sich ein neues Ende deutlich weiter hinten und oben als zuvor gedacht. Irgendwann ist dennoch die Scharte bezwungen und just in dem Moment reißt der Himmel auf, die Sonne blitzt durch und ein Freund aus der Logistik ruft an, als hätte er den Moment der minimalen Pause geahnt. „Du hast kein Netz, versteh dich nicht, hallo, hallo, viel Spaß noch“. Und während die Logistik „hallo?“ in mein Ohr plärrt, brauen sich die Wolken düster zusammen wie eine Mahnung dieses unnütze netzproblematische Telefonat zu beenden und endlich abzusteigen. Schnellen Schrittes mache ich mich auf den Weg ins Tal. Es ist so leer und still wie schon lange nicht mehr. Einige Zeit sinniere ich über gewünschte und ungewünschte Einsamkeit, die Freiheit, die in Stille liegt und die Angst, die sie auslösen kann. Irgendwann ziehen meine Gedanken wieder vorbei und mein Fokus ändert sich schlagartig, denn ich sehe eine Art Abrisskante und tief im Tal die Schweinfurther Hütte. Gedanklich beim Marillenkuchen, den Matthias Frau mir gestern empfohlen hatte, bin ich hochmotiviert schnell Höhenmeter um Höhenmeter nach unten zu steigen. Vergleichsweise früh endet unser Wandertag nach sechs Stunden. Ich genieße die 4min warme Dusche meiner Duschmünze. Und während ich im Handtuch im Damengemeinschaftsbad stehe, und meine Haare föhne, kommt …. Dobby zur Tür rein. Ich erkundige mich, wie ihr Tag war: „Kennen wir uns?“ fragt Dobby. Ruhig bejahe ich und erkläre ihr, dass wir uns seit der Gaistalalm mehrfach begegnet sind. „Auf der Gaistalalm habe ich eine völlig andere Person angesprochen!“ entgegnet Dobby. Ich spare mir jeglichen Gedanken, ob ich so anders, sauberer, besser, erholter, schlechter oder müder aussehe.

Es ist Max Geburtstag. Passend dazu sind wir auf einer von Falstaff prämierten Hütte gelandet. Der angepriesene Marillenkuchen und die heiße Schokolade schmecken wunderbar. Die Wirte singen mit Akkordeonbegleitung ein Ständchen und es wird uns ein herrlich leckerer selbstgebrannter Lärchenschnaps zum Anstoßen serviert.

Zwei Bayreuther Rentner gesellen sich zu uns. Wir unterhalten uns zunächst über die Bayreuther Festspiele, die ich vor ca. 10 Jahren besucht hatte. Eine Meistersingerinzenierung mit riesen Ratten. Irgendwann verlassen wir das Themengebiet der Opern, schweifen über Guttenbergs Plagiate hin zu der früheren Tätigkeit des Rentners: der Geologie. Wir lernen einiges über die präzise Vermessungstechnik von Staudämmen, Vulkanen bei der Bewegung in deren Magmakammern und darüber, dass das minimale Biegen von Kirchtürmen durch Erwärmung der Sonnenseite messbar ist. Er erzählt uns von Vermessungen der Nazca-Platte im Westen Südamerikas, deren Bewegung dazu führte, dass die Flüsse der Anden nicht ins Meer flossen, sondern gegenläufig, ebenso wie teilweise Abwasserkanäle. Muschelgesteine seien deutlich oberhalb des Meeresspiegels auffindbar. Schließlich berichtet er mit begeisterten Augen über die Bodenschätze der Antarktis, Argentiniens, Chiles, Südafrikas und Australiens, die durch die Klimaerwärmung zugänglich werden. Er schließt den Tag mit folgendem Satz ab:

„Der Geologe findet das Öl, der Ingenieur fördert es und der Betriebswirt macht den Preis und sagt, wie viel noch da ist.“

Mein Name ist Nela. Ich bin eine freiheitsliebende Entdeckerin, voller Neugierde Neues zu finden, zu sehen, zu versuchen.

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