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Maximiliansweg

Tag 9: Hochrieshaus - Nußdorf am Inn

Erst als ich aufwache begegne ich meinem Zimmerpartner. Ich bin so früh eingeschlafen, dass ich ihn nicht mehr gesehen habe. Er schien eine lange Tour gehabt zu haben. Beim Packen unserer Rucksäcke stellen wir fest, dass wir beide den Maximiliansweg laufen, nur in entgegengesetzte Richtung. Er gibt mir einige Tipps zu ein paar intensiven Etappen.

Wir verabschieden uns und starten in entgegengesetze Richtungen. Sehr verwundert sehe ich ganz weit hinten am Horizont den Wendelstein. Auf halber Höhe ist die Mitteralm, die ich heute erreichen soll. Das Ganze kommt mir so realistisch vor wie Brustschwimmend in den Karibikurlaub zu „fahren“. Dennoch guter Dinge laufe ich über einen schmalen Pfad den Hang gen Westen hinab. Irgendwann biege ich rechts ab, der Weg geht über in einen Fahrweg. Ich folge ihm und höre schon das dunkle Grollen des Donners. Es beginnt zu regnen und zu gewittern.

Schnellen Schrittes laufe ich zur Doaglalm. Ob ich mich unterstellen oder reinkommen könne, frage ich. Nein, es sei eine geschlossene Gesellschaft. Ich ärgere mich. Bei Gewitter einen Wanderer wieder rauszuschicken geht gar nicht. Ich warte noch eine Weile unter dem Vordach der Garage, bevor ich wieder aufbreche. Ich laufe wieder ein Stück zurück und der Alpenvereinsapp nach auf dem Maximiliansweg. Irgendwann stehe ich vor einer meterhohen Absperrung: „Wildschutzgebiet, kein Durchgang“.

Heute soll es wohl nicht sein. Entnervt laufe ich wieder zurück zur Doaglalm und nehme den einzigen Weg talwärts. Er führt mich über weite Umwege in Richtung Nußdorf, meinem nächsten Zwischenziel. Wieder gewittert es und regnet wie aus Kübeln.

Kurz danach ist es brütend heiß und sonnig. Ich sehe die weiten Felder und sanften Landschaften des Samerbergs und ich sehe auch Roßholzen, den Ort unserer Hochzeit. Wie schnell doch die Zeit vergeht…

Als es wieder warm und trocken ist, setze ich mich kurz in die Wiese und sondiere meinen Fortschritt. Viel Zeit habe ich durch Gewitter und Umwege verloren, auf der eh schon unmachbaren Etappe. Ich plane um und definiere Nußdorf am Inn als heutiges Endziel. Die verlorene Zeit werde ich morgen mit der Wendelsteinzahnradbahn wieder aufholen können. Erleichtert folge ich nun der Straße Richtung Duftbräu. Es passiert heute nicht viel auf der Route, es ist nur weit. Nach vielen Asphalt-Serpentinen erreiche ich schließlich nachmittags Nußdorf am Inn. Noch ca 4-4,5h hätte ich zur Mitteralm gebraucht.

Im Gasthof entdeckte ich ein Plakat für ein Standkonzert der heimischen Blasmusikkapelle. Ich folge abends den Klängen und stelle mich vor der Grundschule zum Publikum dazu. Eine nette Abwechslung zu den sonstigen Hüttenabend.

Schnell scheint klar zu sein, dass ich hier nicht heimisch bin, denn meine Publikumsnachbarin fragt neugierig, was ich hier mache. Sie deutet - wohl dorftypisch - auf einige Personen. Das sei der Herr Pfarrer, das der Bürgermeister, das der Trachtenvereinsvorsitzende und und und. Jeder scheint ein Amt inne zu haben und wichtig zu sein. Wir hören gemeinsam noch ein wenig der Blasmusik zu, bis sie aufbricht, da der Kuchen im Rohr fertig sein müsste. Ich breche auch auf und hole etwas Schlaf nach, den ich heute so dringend brauche.

Mein Name ist Nela. Ich bin eine freiheitsliebende Entdeckerin, voller Neugierde Neues zu finden, zu sehen, zu versuchen.

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