„Kein Stau, kein Stress, keine überlaufenen Raststationen. Einfach in den Zug steigen und ab ins Traumland.“ „Nützen Sie die gewonnene Zeit, genießen Sie die Vorfreude auf Ihr Reiseziel und vor allem: Kommen Sie gut ausgeschlafen dort an.“
Voller Vorfreude auf eine entspannte Heimfahrt nach 4 Wochen Fußmarsch buchen wir den ÖBB Nightjet, der uns über Nacht von Venedig nach München bringen soll. Entspannt im Liegewagen für stolze 110€ bringt uns, so das Versprechen, die ÖBB ausgeschlafen nach München und serviert auch noch ein Frühstück. Am Bahnsteig angekommen schnauzt uns eine unhöfliche Mitarbeiterin an: „stay here“. Auf unsere Nachfrage behauptet sie, die Klimaanlage in unserem Wagen würde nicht gehen, weswegen wir nicht damit fahren könnten. Ein weiterer Mitarbeiter spricht von einer Stromunterversorgung des Wagens. Wir sitzen ca. 1h im Zug auf fremden Plätzen bis wir nach kurzer Fahrt in Venedig Mestre aussteigen müssen. „All passengers to Munich: leave the train. You take the bus. A flixbus goes to Munich“. Wir folgen der Servicekraft zu einem Bus, wo uns der Fahrer sagt, er würde nach Villach fahren. Da hätten wir am Gang im Zug bleiben können. Das wäre schneller gewesen. Auf der anderen Straßenseite fährt im gleichen Moment der Flixbus nach München weg... Was in Villach passiert, wissen wir nicht. Nach unserem Informationsstand fahren wir ja direkt nach München.
„Nützen Sie die gewonnene Zeit, genießen Sie die Vorfreude auf Ihr Reiseziel und vor allem: Kommen Sie gut ausgeschlafen dort an.“
Ja voller Vorfreude auf was eigentlich? Auf Villach? Wir kommen aus München. Ausgeschlafen? Von schlafen kann im Sitzen in diesem ungefederten Bus nicht die Rede sein.
In Villach angekommen weiß kein Buspassagier wohin. Es ist 1:20 Uhr. Wir schauen auf die Anzeigetafel und finden einen Zug nach Salzburg. Telefonisch können wir die ÖBB nicht erreichen. Ausgesetzt in Villach beschließen wir am Bahnsteig auf den Zug nach Salzburg zu warten, um dort irgendwie nach München zu kommen. Wir betreten den Bahnsteig und finden eine „Betriebsfahrt“ und zwei Mitarbeiter vor. Wir fragen sie, ob diese Betriebsfahrt nicht nach München gehen könnte. Oben stünden nämlich noch ca. 40 Personen, die nicht wüssten, wie sie weiterkommen. Sie bitten uns einzusteigen. Zu unserer Verwunderung scheinen wir in dem ursprünglichen Zug gelandet zu sein. Ich klettere auf die oberste Pritsche, beziehe mein „Bett“, also meine Platte 40cm unter der Decke, für die ich 100€ bezahlt habe. Es wird eine weitere Stunde dauern bis die Mitarbeiter die verlorenen Passagiere eingesammelt und untergebracht haben. Gegen halb drei starten wir dann. Es ist unfassbar heiß und unbequem. Von Komfort kann keine Rede sein. Um ca. 5 Uhr werde ich geweckt, da ich frühstücken soll. Ich bekomme einen Pappbecher Kaffee, eine Pappsemmel, Plastikbesteck und eine Marmelade gereicht. Ich versuche mich aufzusetzen. Nach ca. 30 Grad Körperneigung stoße ich an der Decke an. Ich versuche zu trinken, doch das nach hinten Neigen des Kopfes ist baulich nicht möglich. Ich muss auf dem Bauch liegen und den Becher irgendwie aus dem Mittelgang heraus in meinen Mund entleeren. Es klappt. Neben meinem Kissen versuche ich liegend meine Semmel zu schmieren. Es ist ein Kraftakt dieses 1€- Frühstück zu mir zu nehmen. Ich versuche zu schlafen, doch es ist unmöglich. Der Flixbus wäre so viel besser gewesen. Wir kommen in München an ohne eine Information darüber zu erhalten, warum unser Wagen in Italien nicht nutzbar, ab Villach aber doch nutzbar war. Wir bekommen keine Informationen über eine Entschädigung oder eine Rückerstattung.
Nachdem in München am Wochenende die S-Bahnstammstrecke wegen Bauarbeiten gesperrt ist, nehmen wir für die letzten Kilometer ein Drivenow. Unendlich müde kommen wir daheim an. Die Rückfahrt war mit Abstand das Anstrengendste der ganzen Alpenüberquerung. Danke liebe ÖBB...