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Maximiliansweg

Tag 5: Bad Reichenhall - Ruhpolding

Die Sonne flutet das Bad Reichenhaller Tal mit angenehmer Sommerwärme. Es ist ruhig. Kaum jemand ist unterwegs. Einzig ein Herr mit engen, bunten Yogaleggings kommt mir entgegen. Ich gehe vorbei am Casino, vorbei an alten schmucken Villen und überquere schließlich die Saalach. Der Weg geht in eine Straße über. Langsam zieht sie sich die Hügel empor. Vorbei an ein paar Weinreben erreiche ich schließlich einem Waldpfad, dem ich folge.

Meine Gedankenwelt dreht sich heute, völlig unspektakulär über Finanzen und Wohnen. Ich denke über dieses und jenes nach. Hin und wieder bleibe ich stehen und lese etwas nach. Ich spüre in mir den großen Drang nach Heimwerken und Renovieren, dem ich dank Neubauwohnung unglücklicherweise keinen Raum geben kann. Ginge es nach mir  (und nicht nach meinem Geldbeutel), würde ich immer wieder alte Immobilien herrichten. Im Endzustand verlieren sie dann ihre Spannung und ich suche ein neues Projekt.

So steige ich weiter auf, während mein Inneres gedanklich Terrassen baut, Parkett verlegt und Möbel und Kunst aussucht. Irgendwann erreiche ich das Kaiser-Wilhelm-Haus, eine in die Jahre gekommene Hütte mit gigantischem Blick über Bad Reichenhall. Neben meinen Baumarktgedanken träumte ich von einem alkoholfreien Weißbier und einer kleinen Brotzeit. Leider hat die Hütte geschlossen. Ich setze mich auf die Bierbank und genieße die Aussicht. Ich erinnere mich an Tag 1: „innehalten und Aussicht genießen geht oiwei“. Heute kann ich es und halte meine Nasenspitze in die Sonne.

Nach der kurzen Pause folge ich weiter dem Pfad Richtung Kohleralm. Manchmal muss ich über Leitern klettern, manchmal schmale  Wanderpfade am Berg entlang laufen.

An einer imposanten Felswand begegnen mir zum ersten Mal Wanderer. Kurz hinter dem Felsen erreiche ich ein kleines Hochplateau, auf dem sich die ebenfalls geschlossene Kohleralm befindet. Enttäuscht mache ich mich auf den Weg des Abstiegs. Lange geht es über Pfade und Serpentinen bergab, bevor ich irgendwann, nach gefühlt langer Zeit, einen Fahrweg erreiche. Auf ihm wandere ich ins Tal bis Inzell.

Der Tag war lang, es ist schon spät und so spare ich mir den doch recht lange Asphalttaldurchquerung bis Ruhpolding. Erschöpft komme ich im Hotel an, wo mich die Besitzerin lächelnd fragt: „Warum laufen Sie auch falschrum?“

Tatsächlich werde ich auf einigen Etappen merken, dass diese für die andere Wegrichtung geschnitten wurden. Die Heutige allerdings, ist von beiden Seiten vergleichbar intensiv.

Mein Name ist Nela. Ich bin eine freiheitsliebende Entdeckerin, voller Neugierde Neues zu finden, zu sehen, zu versuchen.

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