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Lechtaler Höhenweg

Tag 4: Leutkircher Hütte - Kaiserjochhaus

Der 13 Jährige Mister Wichtig knallt mir wie gewohnt zwei Scheiben Brot auf den Teller. Die Frage nach einem Müslischüsselchen, beantwortet er schweigend, indem er aus der laufenden Spülmaschine eine heiße halbgewaschene Glasschüssel zieht und sie mir tropfend in die Hand drückt. Er lächelt heute fast ein Wenig, wundere ich mich. Kurz darauf verabschiedet er sich, denn er hat seinen letzten Tag und bricht nach dem Frühstück auf ins Tal. Das Lächeln war folglich eher dieser Tatsache als der späten Erkenntnis einer Serviceorientierung zuzuschreiben.

Um acht Uhr breche ich bei Weitem als letzte auf. Mittags soll es regnen, doch im Moment strahlt das Blau des Himmels noch hinter den sanft aufsteigenden Nebelschwaden hervor. Klirrend kalt ist es ohne die wärmenden Sonnenstrahlen. Müde und träge bewege ich meinen morschen Körper. Von der Energie des letzten Tages ist wenig zu spüren.

Ich überbrücke diese wenig inspirierende Zeit mit meinem Lieblingspodcast „Fast & Curious“ mit Lea-Sophie Cramer, der Gründerin von Amorelie und Ten More in, und Verena Pausder, der Vorsitzenden des Start-Up Verbands Deutschland. Beide, insbesondere Verena Pausder, sind unglaublich inspirierende Frauen, die vielerlei Projekte gleichzeitig händeln. So hat Verena Pausder beispielsweise neben ihrer Rolle im Start-Up-Verband einen Frauenfußballverein gegründet, ist in Aufsichtsräten, macht diesen Podcast, investiert in diverse Unternehmen, und startet immer wieder auch politische Initiativen, wie beispielsweise eine Petition gegen die Abschaffung des Elterngeldes in höheren Einkommensklassen. Darüber hinaus leitet sie ehrenamtlich „Verenas Bookclub“, in dem sie zum lesen animiert und mit dem jeweiligen Autoren in den Dialog und in die Diskussion geht. Lea-Sophie Cramer hat neben dem Podcast-Hosting und zwei Aufsichtsratsposten ein Unternehmen für das Coaching von weiblichen Führungskräften. Der Unternehmensname „Ten more in“ ist dabei ein Zitat von Jessica Biel, die einst propagierte, jede Frau, die in eine Führungsposition gelangt, sollte zehn weitere in diese Position bringen. Wissen und Erfahrungen des Lernens in verschiedenen Perspektiven der Führung stehen im Vordergrund. Beide sprudeln vor Energie, sind quirlig und anpackend, vertreten offen (auch politische) Meinungen und motivieren. Verena ist mehr perfektionistisch geprägt, während Lea mehr Fehler zulässt und mehr ausprobiert. Dieses Powerpaar begleitete mich seit Anfang des Jahres jeden Montag im Flugzeug zur Arbeit und legte meine Motivationsgrundlage für die Woche. Sie prägten aber auch meinen Blick für das Delta zwischen dem Erlebten und meiner inneren Haltung für einen Zielzustand meines beruflichen Wirkens. Ich lausche einer neuen Folge, die von Sekunde eins spannend und authentisch ist.

Währenddessen verdichtet sich der Nebel. Manchmal sieht es so aus, als folgte ich dem Stairway to heaven. Ein paar Passagen sind ein wenig kraxeliger. Irgendwann schlängeln sich kurze Serpentinen nach unten. Plötzlich, wie aus dem Nichts stehe ich vor dem Kaiserjochhaus, das sich hinter den Nebelschwaden versteckte.

Der Tag ist so wunderbar heute. Draußen schüttet es wie aus Kübeln, die tiefe Nebelsuppe hüllt die so beeindruckenden Berge in eine süße weiße Zuckerwattenhülle. In der Stube ist es kuschlig warm. Ich sichere mir um kurz nach zehn den Platz vorm Kamin und beginne zu schreiben… Nach dem Blog-Text setze ich meine Reflexion des Vortages fort und versuche all meine Gedanken abfließen zu lassen, bis ich anfange mein mitgebrachtes Buch zu lesen und eine heiße Schokolade nach der anderen zu trinken. Ich hab das Gefühl so richtig angekommen zu sein, sowohl in der Hütte, als auch im Urlaub und bei mir selbst. Ich bin rundum glücklich. Eine wundebar positive Leichtigkeit erfüllt mich...

Irgendwann schlafe ich auf der Bank vorm Kamin ein. Zwei Stunden müssen es wohl gewesen sein, den ein norddeutsches Mutter-Tochter-Gespann lässt sich vom Wetter nicht beeindrucken und läuft in derselben Zeit zum Gipfel (Handynetz) und zurück. Wir spielen noch ein wenig zusammen Karten und ratschen über das Leben als Mathe-Professorin, Industiepromotionen und gute und schlechte Doktorarbeiten. Am Ende es Abends habe ich den Eindruck in die Kategorie „schlecht“ gefallen zu sein, denn so schnell und dann auch noch kumulativ, das kann ja nichts sein. Und für einen kurzen Augenblick ist der positive Vibe der letzten zwei Tage verfolgen, doch ich beschließe, der Meinung nicht so viel Raum zu geben und übe mich in Dankbarkeit für den schönen Kartenspielnachmittag.Müde verziehe ich mich in mein über und über chaotisches 20-Mann Lager zum schlafen…

Mein Name ist Nela. Ich bin eine freiheitsliebende Entdeckerin, voller Neugierde Neues zu finden, zu sehen, zu versuchen.

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