Der Weg startet in Schangnau am Fluss. Das Wetter drückt düster auf die Stimmung... Ich folge einem Schotterpfad. Wieder bin ich ganz alleine. Irgendwann entdecke ich eine Hinweistafel. Der Weg verläuft nun parallel zum Beat-Feuz-Weg. Beat Feuz, für alle, die es auch nicht wussten, ist ein Schweizer Skirennfahrer etwa meines Alters. Auf Hinweisschildern wird in den nächsten Kilometern sein Leben vom Kindergartenalter bis zur aktuellen Zeit mehr oder weniger anschaulich erklärt. Sonderlich spannend sind die Tafeln nicht gestaltet, sodass ich bei Verletzungsphase 2 die Lust verliere...
Weiter gehts immer dem Kiesweg folgend. Auf der rechten Seite kommt bald das Hotel Kemmerliboden Bad, das einen Wellnessbereich gehabt hätte, nur leider kein freies Zimmer. Ich fand die Unterkunft und die Familie im Gasthof Löwen aber derart warmherzig, dass ich gar nicht traurig bin. Der Weg bringt mich über eine Holzbrücke auf die andere Uferseite. Dort steht eine Holzhütte „Swingclub Siehen“. Klingt dubios, bleibt aber ein Geheimnis... Langsam und langweilig steigt der Forstweg Höhenmeter um Höhenmeter an.
Während meine Gedanken vor einigen Tagen noch dem bunten und oberflächlichen Treiben eines Jahrmarktes glichen, kamen, gingen, vorbeizogen oder im kurzen Blitzlicht erschienen, scheine ich mich heute mit dem Bodensatz zu beschäftigen, der schon immer um Beachtung gekämpft hatte, jedoch nie beliebt war. Der Fahrweg zieht sich und zieht sich. Die verschneiten Berge schauen verschlafen dabei zu, wie ich bei grauem Wetter, mit lästigen Gedanken den langweiligen Weg entlang marschiere, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Auf einem Hochplateau angekommen, stehen einige Ferienhäuser mit geschlossenen Rollläden und zeigen, dass wohl nur die falsche Jahreszeit für diesen Ort ist.
Die Beschilderung zeigt rechts. Rechts sind Wiese und Wald schneebedeckt. Man kann kaum erkennen, wo der Weg wäre. Kurz denke ich darüber nach, dass ich zwischen diesem Trans Swiss Trail und Urlaub in Mexiko in Baja California gewählt habe, schicke Schneebilder nach Mexiko und stapfe angestrengt weiter. Kurze Zeit später erreiche ich einen Berggasthof, den ich schon von den Unterkunftsabsagen der letzten Tage kenne. Betriebsurlaub. Ich folge der Straße, bis ich irgendwann wieder im tiefen Schnee lande. Ich schaue verwirrt auf die GPS-Ortung und stelle fest, dass ich tatsächlich der Tellerliftspur folgen muss. Ich rutsche genervt ins Tal. Währenddessen erreichen mich ein paar Anrufe aus der Arbeit. Und so stapfen wir gemeinsam ins Tal, bis ich wieder festen Boden unter den Füßen habe. Am Ende des Tages wartet ein hässlicher Skiort auf mich. Das Hotel Sörenberg glänzt mit 90er gelber Nicht-Bügel-Bettwäsche und einem braunen Linoleumbad. Das Abendessen gibt es im Erdgeschoss. Hautfarbene Fliesen am Boden, komische Deko und der Blick auf die Skilifte erinnern mich an Skikurszeiten, in denen meine Kindergartenkinder mit Ganzteilern, halb angezogen, halb ausgezogen, in Skischuhen durch den Raum schlurften. Das Schnitzel, das ich esse, hätte ich 7x in 2x2cm große Stücke geschnitten und die Kinder ermahnt nicht mit Pommes zu schmeißen, da sie sonst die erste Abfahrt nur mit einem Ski fahren müssen... Ich freue mich über mein Schnitzel in Kantinenqualität zu Opernpreisen und lasse den Tag bei zwei Erdinger Weißbier ausklingen. Um halb neun schlafe ich ein....