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Trans Swiss Trail Porrentruy–Mendrisio

Tag 4: Mont Soleil - Neuchâtel

Als ich den Vorhang öffne, tanzen Schneeflocken vor meinem Fenster. Das stürmische Winterwetter läd mich nicht gerade ein heute 28km zu laufen. Die Wolken ziehen im Tal vorbei, was sich am Panoramafenster des für mich geöffneten Restaurants gut von oben beobachten lässt. Eine Standseilbahn führt steil hinab ins Tal nach St. Imier, einem verschlafenen Uhrmacherstädtchen. Ich verlasse den Ort auf einem Forstweg, auf dem mir eine alte Dame mit ihrem Hund begegnet. Der Himmel reißt auf und die Sonne blitzt hinter den Wolken hervor. Ohne weitere Begegnung laufe ich dem Tal folgend entlang und schließlich einen Waldpfad hinauf. Das Wetter schwingt um und es beginnt waagerecht zu hageln. Kurze Zeit später scheint wieder die Sonne. Der Weg führt an Bauernhöfen vorbei durch eine sanfte grüne Hügellandschaft. Auf einem Hochplateau angekommen folge ich einem Fahrweg bergab. Über einen Schotterwaldpfad erreiche ich Chezard-St. Martin. Ich laufe durch den Ort und halte Ausschau nach einer Bäckerei oder einem Tante-Emma-Laden, werde nicht fündig und laufe hungrig weiter. Mich führt es durch Rapsfelder, die neben den stattgrünen Wiesen grell im Sonnenlicht leuchten. In weiter Ferne erheben sich überzuckert vom Restschnee des Frühlings die Alpen. Ein langweiliger Waldweg schlängelt sich um die letzte Anhöhe vor dem Neuenburger See herum. Der Abstieg ähnelt einem Mountainbiketrail. Untermalt werden die mühsamen Schritte meiner schwer gewordenen Beine von vielen Schüssen ganz in der Nähe. Ich denke darüber nicht weiter nach und kämpfe mich über Stufen und Pfade hinab zum Stadtrand von Neuchâtel. Ein Panoramablick vom Feinsten mit dem Neuenburger See im Vorder- und den verschneiten Alpen im Hintergrund belohnt die Qualen des Tages.

Der Trans Swiss Trail sieht eine Überquerung des Sees mit einem Ausflugsboot vor, was entweder aufgrund der Jahreszeit oder aufgrund der mangelnden Nachfrage bedingt durch Corona nur freitags bis sonntags möglich ist. Auf der anderen Seite des Sees wohnt meine Schwägerin Johanna mit Laszlo, sodass ich heute dort schlafen kann. Ich werde mit dem Auto abgeholt und träume von einer warmen Dusche und einer großen Mahlzeit...

Mein Name ist Nela. Ich bin eine freiheitsliebende Entdeckerin, voller Neugierde Neues zu finden, zu sehen, zu versuchen.

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