Tag 18: Vom Pordoijoch nach Alleghe
Von den gestrigen Wolken ist nichts mehr zu sehen. Weit und breit kein weißes Fleckchen am Himmel. Tiefes Blau, strahlende Sonne und kühle, angenehme Bergluft begleiten unseren Start in den Tag. Wir frühstücken in einem holzvertäfelten Saal des in die Jahre gekommenen Albergos. Anschließend brechen wir auf, um ein paar Höhenmeter nach Süden und schließlich auf einem Höhenweg nach Osten zu laufen. Nach einer Stunde erreichen wir das Rifugio Viel de Pan, wo wir als erste Gäste eine Schorle trinken. In den paar Minuten Pause füllt sich die komplette Terrasse. Es scheint als habe ein Bus japanischer Touristen in der Nähe angehalten, damit diese eine kleine Tour zu Fuß machen können, um schließlich Europa oder Südtirol in ihrer Checkliste abzuhaken. Wir laufen schnell weiter, um die Massen hinter uns zu lassen und steigen in schmalen Serpentinen zum Fedaia Stausee ab. Er glitzert türkis grün vor dem mit Schnee und Gletschereis bedeckten Marmolatamassiv. Wir kaufen uns ein Eis (das teuerste Magnum weltweit) und laufen am See entlang bis zu dessen Ende. Ab dort ändert sich die Tagesetappe bzw. auch unsere ganze Tour. Wir steigen auf der Marmolatatalabfahrt ab. Mühsam kämpfen wir uns die Piste hinunter, die wir als Kind in wenigen Minuten hinunter geschossen sind. Überall sind Lifte, Liftstützen und Aufhängungsstützen für Netze im Winter. Wir gehen weiter auf der Teerstraße. Mehrere düstere, alte Pensionen stehen am Straßenrand zum Verkauf. Irgendwann kommen wir zur Marmolatagondeltalstation. Der Parkplatz ist voll, ein weiterer riesiger düsterer Hotelklotz versprüht wenig Charme. Am Ende des Parkplatzes steht, dass der weitere Fußweg gesperrt ist, und ein Betreten mit 500€ Strafe verfolgt wird. Da es keine Option ist durch den Straßentunnel zu laufen, steigen wir bei einem netten englischen Ehepaar ins Auto und lassen und durch den Tunnel mitnehmen, im Glauben, dass nur ein kurzer Abschnitt des Weges nicht begehbar ist. Eine genaue Information fehlt dazu leider.Später stellen wir fest, dass das ganze Tal verwüstet ist und der Wanderweg viele Kilometer weit nicht/kaum begehbar ist. Wir ergooglen, dass es Ende Oktober letzten Jahres ein starkes Unwetter gab, dass alle Bäume entwurzelt, die Sottoguda Schlucht (der Tunnelteil) komplett verwüstet und Geröll den Hang heruntergejagt hat. Das ganze Tal ist mit Aufräumarbeiten beschäftigt.
Das Tal, das Unesco Weltkulturerbe ist (was uns zum jetzigen Zeitpunkt völlig irrsinnig erscheint, aber es war wohl seht schön), sammelt in diversen Spendenaktionen Geld für den Wiederaufbau.
http://soserrai.dolomitiunesco.info
Unter #cleanupthetrail gibt es weitere Infos.
Wir folgen also mangels Weg entlang des Flusses der Straße bis wir irgendwann auf einen neu entstandenen Flussuferweg kommen, dem wir die letzten Kilometer nach Alleghe folgen. Inzwischen gewittert es gewaltig und wir sind froh, dass es nur noch wenige Kilometer Talweg sind. Aus unserem Reiseführer lernen wir, dass ein gewaltiger Erdrutsch im Jahr 1771 das Tal verschloss, sodass der heutige See entstand, der dir Grundlage für den Tourismus vor Ort schaffte.
Alleghe selbst wirkt wie ein veraltetes Dorf ohne Charme. Auch hier steht viel zum Verkauf. Wir finden ein recht nett eingerichtetes Hotel mit absolut überfordertem Personal bei einer geringen Anzahl an Gästen.
Den Abend verbringen wir damit Wegalternativen für die nächsten Tage zu suchen, da mehrere Hütten voll sind (und auf Blogs steht, dass trotz Schutzhütte abends Gäste abgewiesen werden) und da für die nächsten Tage massive Gewitter vorhergesagt sind.