Tag 10: Von der Glungezer Hütte zur Lizumerhütte
Heißes Wasser strömt aus der Dusche. Der Duft der Kernseife und des Kernshampoos liegt in meiner Nase. Schaumwölkchen bilden sich auf Haut und Haaren... es ist wie im Himmel - bis die 3min Warmwasser aufgebraucht sind.
Doch von vorne:
Nach einer Touren- und Wetterbesprechung auf dem Nachbargipfel der Glungezer Hütte am Vorabend durch den so freundlichen Wirt können wir die Etappe besser einschätzen. Die Nacht im Lager ist geprägt von lauten Schnarchern, denen selbst Oropax nicht gewachsen sind. Wir brechen um halb acht auf und erklimmen nach wenigen Minuten den ersten Gipfel des Tages: den Glungezer. Es folgt eine wunderbare Gratwanderung mit sechs Gipfeln, die eine grandiose Aussicht bietet. Man muss sagen, man hat auf dieser Wanderung nicht an einigen Stellen eine tolle Aussicht, man läuft quasi mitten in der Aussicht.
Die Tour fordert mehr die Konzentration als die Ausdauer. Über viele verblockte Stellen wird gekraxelt was das Zeug hält. An manchen Stellen haben wir das Gefühl vom eigenen Rucksack überholt zu werden. Ein paar Stahlseile bieten an besonders kniffligen Stellen zusätzliche Sicherheit. Eine unglaubliche Stille bietet sich uns. Nur das Wackeln von fest geglaubten Steinen unter unseren Sohlen stört die Ruhe. Hin und wieder überqueren wir Restschneefelder.
Nach einiger Zeit betäuben wir das trotzige Jammern von einer angeschwollenen Achillessehne mit Ibu und das Kraxeln geht munter weiter. Gegen 14 Uhr erreichen wir das Naviser Jöchl. Ein schmaler Wanderpfad führt und in ein Militärisches Sperrgebiet. Hier muss man unbedingt die Zeiten der Schießübungen beachten, da sonst Lebensgefahr droht. Nach kurzer Zeit erreichen wir einen Fahrweg, der uns weiter Richtung Lizumerhütte führt. Wir blicken links und rechts des Weges in einsame, saftig grüne Täler. Irgendwann liegt eine unbewirtschaftete Alm auf dem Weg, von der wir lange in Form einer Einkehrmöglichkeit geträumt hatten... von dort aus verlieren wir an Höhe und können bald ins Tal blicken, wo wir neben einer größeren Kaserne auch die Lizumerhütte erblicken. Ein kleiner Wiesenpfad über ein Bächlein ist die Kür des Tages. Auf der Sonnenterrasse angelangt freuen wir uns über ein Brotzeitbrett (kommt inkl. Obstler) und Weißbier. Die Hütte ist sehr modern mit hellem Holz und Kletterwand ausgestattet. Es gibt Liegestühle, die man sich zum kleinen Weiher stellen kann.
Ich wurde heute auf der Wanderung von Kölnern gefragt, ob der Waschlappen, der an meinem Rucksack zum Trocknen hing, als Klingelbeutel für Duschmünzen dient. Ich fand die Idee gut, zumal wir zwei Tage keine Dusche hatten, finde ihn am Ende des Tages aber leer vor. Ich muss an das Lied von „Die Doofen“ „nimm mich jetzt auch wenn ich stinke“ denken und gönne mir voller Vorfreude eine Duschmarke für drei Minuten heiße Dusche. Das Wasser ist dampfend heiß. Der Schaum von Kernseife und Kernshampoo erzeugt fluffig kleine Bläschen. Es riecht herrlich sauber... Beim Abtrocknen mit meinem Milrofaserhandtuch kann ich mich mit meiner Windschutzscheibe identifizieren. So muss es also sein, wenn man von softweichem Abtrocknen träumt, aber die klebrig haftende Kombination aus Seife und Mikrofaser erleben muss...